Warum du deine Fotos an die Wand hängen solltest
Ich kann mich noch erinnern, es war 2021 und ich habe meine ersten Prints bei Safelight Berlin abgeholt. Zu dem Zeitpunkt plante ich eine Ausstellung und wollte herausfinden, wie die Bilder bei den Berliner Fotolabor aussehen werden.
Die Fotos sind mit mir nach München gereist und als ich sie dann endlich von Ihrem Karton befreite, hatte ich einen dieser seltenen Momente vollkommener Zufriedenheit. Meine Bilder zum ersten Mal gedruckt und in einer stattlichen Größe von 40×60 cm zu sehen war ein regelrechter Augenöffner.
Natürlich, wie es sich für selbstkritische FotografInnen gehört, klappte es mit dem selbst auf die Schulter klopfen ein paar Wochen und danach wuchs wieder die Ambition „bessere“ Bilder zu produzieren. Trotzdem war dieses Erlebnis für mich eindrücklich genug, dass ich meine eigenen Arbeiten deutlich mehr wertschätze und sie in einem komplett anderen Licht betrachten konnte: nämlich in tatsächlichen Licht und nicht im bläulichen LED-Licht irgendeines Bildschirms.
Und darum soll es auch in diesem Blogeintrag gehen, die Freude und Wertschätzung der eigenen fotografischen Arbeiten, wenn man sich dazu durchgerungen hat, sie groß zu drucken und warum ich es jeden Fotografierenden empfehle, dies zumindest einmal zu tun.
Etwas digitales haptisch in die Realität zu bringen
Es klingt etwas dramatisch, aber ich finde gerade unter dem Aspekt, dass wir Bilder nicht mehr in unseren Händen halten, sondern als Dateien am Bildschirmen betrachten, rauben wir ihnen ein wenig die Besonderheit. Nicht bewusst, sondern weil wir täglich bombardiert werden von den schier unzähligen besten Fotos von FotografInnen weltweit über Instagram, Werbung und co..
Ich kann mich aus meiner Kindheit noch erinnern, wie meine Eltern von Fotogeschäft monatlich die Umschläge mit den 36 Bildern des vergangenen 35 mm Films Nachhause gebracht haben und wie wir die Fotos aus dem Papier geholt und eines nach dem anderen durchgeblättert, unseres Lieblinge beiseite gelegt haben.
Heute öffnet mir ein enger Freund seine Cloud und scrollt durch tausende von Aufnahmen, mit je 20 Bildern von ein und derselben Stelle, mit minimal veränderten Winkel. Ein Bild abseits vom Bildschirm, in den eigenen Händen zu haben, hilft uns auch emotional, die Aufnahme von dem Ozean der virtuellen Verwandtschaft hervorzuheben.
Dafür müssen wir aber erstmal wissen, welche Bilder wir überhaupt in den Händen halten wollen.
Die Auswahl und die Entschleunigung
Ich schieße am Tag im Schnitt 6 Bilder und sie könnten nicht banaler sein. Da ist ein Bild von einem Kaffee und Kuchen, von einem Shampoo das mir empfohlen wurden, ein Bild von einer Schwimmhalle, ein Grafitti das gut gefallen hat, und z.B. der Biergarten „Gans woanders“ in München zur späten blauen Stunde.
Leider werden diese Bilder, nachdem sie gemacht sind nicht mehr wirklich betrachtet, vielleicht landen sie in einer Story auf Instagram, aber das ist auch schon der Höhepunkt ihrer Aufmerksamkeit, bevor sie in den Tiefen meines Handyspeichers verschwinden.
So wunderbar und praktisch die Erfindung der Smartphones doch war, hat sie eines zweifellos geschafft: Sie hat die Fotografie ein wenig entzaubert.
Wenn man sich nun aber vornimmt Bilder zu drucken, dann kommen eben genau diese Momentaufnahmen wieder zum Vorschein, man erinnert sich an all die Geschehnisse von vergangenen Tagen und selektiert sorgfältig, welches Bild man sich auch an einer Wand oder in einem Bilderrahmen vorstellen könnte.
Das entschleunigt nicht nur, sondern schafft auch einen Überblick über die Augenblicke, die wir als wichtig empfunden haben, über unser Alltagsleben, dass doch auch so schnelllebig voranschreitet und selten reflektiert wird. Das können Aufnahmen von vergangenen Feiern/Konzerten mit den besten FreundInnen sein oder ein atemberaubender Ausblick auf eine Berglandschaft – Je nachdem, was für uns einen emotionalen Wert hat.
Außerdem gibt es auch einen tiefen Einblick in die Fortschritte, die man evtl. fotografisch so macht und kann, muss nicht, einem das Wachstum in der Fotografie deutlich vor Auge führen. Vorausgesetzt man möchte sich überhaupt fotografisch weiterentwickeln. Für den Fall, dass man sich fotografisch festgefahren hat, gibt es hier übrigens einen Guide für gutes Feedback.
Technische Hintergründe, das Zuschneiden
Soviel zu dem emotionalen Aspekt von Bildern drucken, aber natürlich gibt es auch technische Details, die wichtig sind und beachtet werden möchten… bzw. müssen. Generell sollte man die technisch üblichen Dimensionen von den meisten Druckservices kennenlernen.
Denn haben die Bilder nicht die passende Größe für den Drucker, müssen die Labore die Bilder selbst zuschneiden, das sollte man vorher selbst erledigen.
Häufig haben Webseiten über die man druckt zwar selbst eine Software in welcher man genau den zu druckenden Bereich feinjustieren kann, aber nicht immer, Safelight Berlin, das Labor meines Vertrauens, bietet zum Beispiel keine Software zum Zuschneiden an.
Was auch nicht außer Acht zu lassen ist, ist dass auch Rahmen in festen Größen gebaut werden, wenn man also außerhalb der Norm druckt, z.B. 16×9 Panorama, dann muss man sich auch Rahmen-Maßanfertigungen produzieren lassen.
Programme wie Adobe Photoshop Express z.B. sind kostenlos und schaffen Abhilfe, indem sie NutzerInnen die Bilder in verschiedenen Formaten zuschneiden lassen.
Bilder von vornherein in einer hohen Auflösung produzieren
Der andere technische Aspekt ist die Auflösung. Man spricht hierbei auch von der Pixeldichte bzw. DPI. Generell gesagt, kann man nicht jedes Bild beliebig groß drucken, es kommt dabei immer auf die Größe des Negatives, bzw. der Datei und deren Auflösung an. Lässt man einen Film entwickeln, bieten moderne Anbieter an, die Fotos in niedriger, mittlerer oder hoher Auflösung zu scannen, natürlich mit unterschiedlichen Preismodellen.
Bei digitale Kameras kann man in den Menüs die Größe der JPEGs oder Raw-Datein auswählen. Möchte man groß drucken, wie zum Beispiel im Posterformat, ist es essentiell die Bilder in der größtmöglichen Auflösung zu bestellen/schießen.
Inzwischen haben auch die meisten gängigen Handykameras die Möglichkeit, die Größte der Bilder vorher festzulegen. Wenn man sich unsicher ist, ob ein Foto die richtige Auflösung hat, lohnt es sich den Druckservice vorher zu kontaktieren und nachzufragen. Im Zweifelsfall gibt es Online auch einige Guides, die tiefer in die Materie gehen, wie diesen hier.
Ich habe nie über das Format 60 x 90 cm gedruckt, das ist nah an der Größe von einem Filmposter, und habe keine Schwierigkeiten mit einem großen Scan von einem Labor oder den Bilddateien meiner Canon RP gehabt. Aber falls ihr euch unsicher seit, kommt gerne in den Kommentaren auf mich zu.
Das Labor des Vertrauens finden
Das Labor, in welchen man die Bilder druckt, ist von essentieller Bedeutung. Zum allgemeinen Verständnis; jede Bilddatei sieht je nach Bildschirm anders aus. Zwar gibt es speziell kalibrierte Monitore, für die man viel Geld ausgeben kann, um eine möglichst realitätsnahe Farbwiedergabe bei der Bearbeitung und Auswahl zu haben, aber deswegen wird ein Bild nicht weniger anders auf einem anderen Gerät wiedergegeben werden.
Mit Druckern verhält es sich auch nicht anders, jeder Drucker hat seine Finessen und Farbprofile, verschiedene Tinten und Stärken/Schwächen.
Und als ob das nicht schon genug wäre, bedient auch noch jeder Mensch diese Maschinen anders, es sei denn man gibt dem Labor die klare Anweisung nichts an den Bildern zu verändern, was ich nicht empfehlen würde, denn schließlich kennen gerade diese KollegInnen ihre Maschinen am besten und können evtl. noch etwas mehr aus den Prints herauskitzeln.
Ein Bild kann also je nach dem Labor ziemlich unterschiedlich als finaler Print vor einem liegen, deswegen klare Empfehlung, vorher kleine Prints bei dem Labor eurer Wahl drucken lassen und schauen, ob sie euch gefallen und man den ExpertInnen die größeren Varianten zutraut.
Die Wahl des Papiers/Prints und Rahmen
Leider kann ich nicht aus erster Hand über Dibond Druck urteilen, dafür über Drucken auf Papier und das Einrahmen der Bilder. Zuerst einmal gilt es, sich für mattes oder glänzendes Papier zu entscheiden. Glänzend wirkt häufig kräftiger und erinnert mehr an die Poster, welche man aus den Kinoschaufenstern kennt. Natürlich, wie der Name es vermuten lässt, glänzt es, reflektiert/spiegelt Licht stärker.
Mattes Papier wirkt etwas kontrastarmer, glänzt nicht sonderlich stark und erinnert mehr an ein Gemälde als ein Poster. Es hat auch eine komplett andere Haptik.
Während glänzendes Fotopapier sehr glatt ist und damit weniger anfällig für Schmutz, da es sich leichter abwischen lässt, fühlt sich mattes Papier im Vergleich eher „rau“ an und Verschmutzungen lassen häufig sich nicht einfach abwischen. Dafür ist mattes Fotopapier nicht so anfällig für Fingerabdrücke.
Ich persönlich habe mir von dem Studio meines Vertrauens zuerst Bilder auf matten und auf glänzenden Papier drucken lassen und habe mich, gerade im Hinblick auf den zusätzlichen Schutz durch einen Rahmen für mattes entschieden. Das Glas eines Rahmens spiegelt Licht, ein weiterer Grund für mattes, weniger spiegelndes Papier. Außerdem gefällt mir die Haptik besser und die weichere Optik, aber das ist sehr individuell.
Bei Auftragsshootings im Portraitbereich auf Film, drucke ich für meine KundInnen übrigens generell nur auf mattem Papier – nennen wir es eine Vorliebe.
Wenn es um das Papier geht, würde ich ebenso ausprobieren und schauen, was einem gut gefällt. Ich habe früher kleine Prints in der Größe 10×15 auf teuren Hahnebühl Papier drucken lassen und festgestellt, dass es sich für mein Geschmack in dieser Größenordnung minimal von Fuji-Premium Papier unterscheidet, welches nur ein Fünftel kostet.
Für große Prints, vorallem jene die ich ausstellen möchte, bevorzuge ich trotzdem Hahnebühl Papier, schlicht für die schönere Haptik, Farben und Struktur.
Kurzer Kommentar zu Rahmen
Ich habe bisher von zwei Rahmen-Herstellern für Ausstellungen gekauft. Bei meiner ersten Ausstellung war Kosteneffizienz klar im Fokus, weswegen ich mich eine günstige Lösung von Rahmen Aab entschieden habe. Die Rahmen sind klare Preis-Leistungs-Sieger, sie sind leicht, günstig, schnell geliefert und kommen mit verschiedenen Glas-Optionen.
Beim rahmen der Bilder hatte ich allerdings mit Spänen beim Einspannen der Fotos zu kämpfen, die sich bei kleinster Reibung vom Holz gelöst und sehr prägnant auf den Bildern niedergelassen haben. Einzelne Bilder immer wieder ein und auszuspannen nur um immer wieder neue Spänen zu entdecken, entwickelte sich zu einer regelrechten Sisyphusarbeit.
Für meine zweite Ausstellung wollte eine Qualitätssteigerung und habe mich für Rahmen von Boesner entschieden, teils auch für die hochwertige Photo-Edition. Viele der Schwächen der Rahmen von Aab wurden mir erst beim einspannen derer von Boesner klar bewusst. Natürlich gab es auch Spähnen, aber das Holz – schwerer, die Rahmenfarbe – weißer, das Papier der Rückseite – stabiles Korkpapier und die Halterungen beim Einspannen – fest, sicher und hochwertig.
Ich würde daher bei Rahmen im Nachhinein nicht sparen, dann lieber weniger statt mehr; gerade dann, wenn man hochwertiges Papier für den Print benutzt.
Besondere Momente im Leben wertschätzen
Damit kommen wir auch schon zu meinem Fazit und ich weiß, ich habe in diesem Blogeintrag das Wort „Wertschätzung“ etwas zu häufig in den Mund genommen, aber es ist schlicht so passend. Die eigenen Arbeiten gedruckt zu sehen ist ein Erlebnis, welches alle FotografInnen mindestens einmal erlebt haben sollten, egal ob man sich als Amateur oder Profi betrachtet.
Für Fragen, Feedback oder Anregungen eurer seits, hinterlasst mir doch gerne ein Kommentar und wenn ihr mehr über die Selbstständigkeit als FotografIn, bzw. für den Start als FreelancerIn in der Kreativindustrie, dann gibt es hier mehr zu lesen.